Pachamama



Es ist Sommerzeit! Die Natur feiert Hochzeit. Wir ernten und ernten und ernten. Die heimischen Früchte sind auf dem Markt und leuchten saftig bunt in allen Farben. Nichts muss jetzt über den Ozean geflogen werden. Europa hat alles, was wir brauchen. Beeren aus Deutschland, Äpfel vom Bodensee, Aprikosen aus Frankreich, Avocados aus Spanien, Birnen aus Italien, Feigen aus der Türkei, Wassermelonen aus Ungarn. Was wir nicht vor der eigenen Haustüre finden, gibt es in den benachbarten Ländern. Ich liebe diese üppige Zeit. Reichtum und Geschenke aus der Natur in Hülle & Fülle. Und wir dürfen uns auch bedanken. Nicht nur bei den Bauern und fleißigen Erntehelfern, sondern bei Mutter Erde. Danke, Pachamama! Wer? Pachamama. Göttin der Fruchtbarkeit. Mutter allen Lebens. Schöpferin & Nährerin. Vermittlerin zwischen Ober- und Unterwelt. Sie ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Allumfassende raum- und zeitlose Lebensgöttin. Sie schafft das Gleichgewicht zwischen den Gegensätzen. Symbolisiert die Ganzheit allen Seins. Absolute Totalität. Neutralisiert gut & schlecht. Erdgöttin. Mutter der Welt. Mutter des Universums. Pachamama ist lebendig. Ist sichtbar. Berge, Quellen, Flüsse und Pflanzen verkörpern ihre Gestalt. Als sinnbildlicher Altar werden in den indigenen Völkern Lateinamerikas, wie beispielweise in Peru, Ecuador, Kolumbien oder auch in Teilen Argentiniens und Chiles oft Steinhaufen errichtet. In Bolivien speziell ist es während des Karnevals der Dienstag und der Freitag, an dem Pachamama in Form von kleinen Opfergaben geweiht wird. Auch wenn ganz klar, jeder Tag Muttertag ist. Hinzukommt der Zeitraum Anfang August, an dem Pachamama mit besonders großer Liebe und hingebungsvollen Ritualen geehrt wird. „Pago de la Pachamama“ ist die offizielle Bezeichnung der Zeremonie nach der Sommerernte und vor der Herbstaussaat. Ich zum Beispiel habe gerade etwas Maisgries auf meine Fensterbank gestreut. Maismehl wird in der andinen Kultur hierfür gerne verwendet. Ok, wenn man jetzt nicht so ein crazy flower power natural born hippie ist, wie ich, kann man sich auch auf andere Weise mit Pachamama verbinden oder ihr individuell danken. Vielleicht sich einfach der Natur öffnen. Bewusst wahrnehmen. Sie schätzen. Achtsam mit ihr umgehen. Das ist Dankbarkeit in reinster Form. Unsere wertvolle Nahrung Bissen für Bissen genießen. Nehmen & geben. Lieben & leben. Lachen & tanzen. Feiern & freuen.

Hoch lebe Pachamama!